Ein Hürdenlauf
Weshalb ich es manchmal ganz genau nehme, und manchmal gar nicht.
Irgendwann kurz nach meinem ersten Berufspraktikum dämmerte mir ein ganz beunruhigender Gedanke: Ich habe ziemlich oft nicht gemerkt, dass ich von dem, was ich dort alltäglich tat, ganz schön wenig wusste. Also verglichen mit dem, was man darüber wissen könnte. Glücklicherweise ging es nur um Grafikdesign. Aber schlimm fand ich’s im Nachhinein trotzdem. Vor allem, wenn die „Fehler“ mir frisch gedruckt entgegen grinsten. Denn die bleiben dann da drin, für immer!
Jedes Layout, das eine Unzulänglichkeit aus Nichtwissen oder Unachtsamkeit enthielt, sortierte ich daraufhin aus meinem Portfolio aus – bis dieses sehr, sehr dünn wurde und ich sehr, sehr schlecht gelaunt.
Ich beschloss daraus zu lernen, also mehr zu lernen, um weniger Fehler zu machen. Eine sportliche Entscheidung. Denn mit jeder neuen Gestaltungsregel und jeder wichtigen Programmeinstellung kamen natürlich auch etliche potenzielle Fehler dazu, die ich vorher gar nicht als solche erkannt hätte. Es war ein bisschen so, als würden sich alle Hindernisse, die man gerade elegant übersprungen hat, sofort ein paar Meter weiter vorne von selbst wieder aufbauen. Da ich kein Athlet bin, musste ich daran ja ständig scheitern.
Zur Erholung, habe ich entdeckt, tut es gut, Dinge zu machen, von denen man so wenig Ahnung hat, dass man noch nicht weiß, wie wenig Ahnung man hat. Tango zum Beispiel und Yoga, einen Blog betreiben und schreiben eben. Deshalb an alle Schriftsteller, Texter und Autoren: ja, mir ist bewusst, dass ich vermutlich sehr viel falsch mache und sämtliche Regeln der Kunst breche. Aber ich bin momentan ganz froh darüber, sie gar nicht zu kennen.
Mittlerweile bin ich sowieso älter, fauler und habe mich, was meine Beziehung zu Fehlern betrifft, zwangsläufig etwas beruhigt. Kleine Fehler in Drucksachen finde ich jetzt sympathisch – allerdings vor allem dort, wo ich sie nicht selbst begangen habe.
ist das nicht im Leben überhaupt so? Wir versuchen zunächst einmal immer mehr “Dinge” richtig zu machen und dafür immer mehr zu lernen. Aber je mehr wir wissen und können desto mehr entdecken wir auch Fehler. Erst dann wenn wir anfangen Fehler mit Humor zu nehmen oder uns selbst und anderen diese zu verzeihen macht das Machen und Lernen auch wieder Spaß oder?