Verstaubte Kommode

Eine gute Übung

Eigentlich möchte ich alles sofort, ohne großen Aufwand und trotzdem perfekt erldigen. Das scheint aber meinem Naturell nicht zu entsprechen.

Wenn ich in meinem Umfeld irgendwas von „effizientem Arbeiten“ höre, komme ich mir immer vor wie ein kleines Schulkind, das verträumt irgendwelche Bilder malt. Und zwar so lange, bis ein stimmiges Ergebnis rauskommt – auch wenn dabei sieben der acht Versuche im Müll landen. „Wirtschaftliches Arbeiten“ ist mir noch nie gelungen und vermutlich wird es dabei bleiben.

Schon im Studium habe ich unzählige Male Dinge „umsonst“ gemacht. Sei es, weil es mir plötzlich missfiel, oder mein Grafikdesign-Professor es sich anders wünschte. Ich kann mich noch so gut an seine tröstenden Worte erinnern, wenn mir die Aussicht auf die damit verbundene erneute Plackerei mal wieder die Stimmung vermieste: „Das ist eine gute Übung für dich!“

Manchmal versuche ich das heute noch so zu sehen, denn was schult besser als kontinuierliches Üben? Es gibt aber auch unzählige andere Momente, in denen ich hadere, schmolle oder alles verweigere, weil es sich anfühlt, als würde diese Doppelt- oder Umsonstmacherei immer ausgerechnet mich treffen. Habe ich denn nicht irgendwann auch mal genug geübt?

Wenn’s ganz schlimm wird, kann mich dann sogar die Kommode in meinem Schlafzimmer verrückt machen, weil sie schon wieder verstaubt ist, obwohl ich sie doch erst vor drei Tagen komplett von der grauen Schicht befreit habe. Dem Anschein nach völlig umsonst.

Leider hilft es meistens wenig, wenn ich mein „Effizienzproblem“ so verspannt angehe, sei es im Alltag oder im Beruf. Letztendlich sitze ich nämlich sowieso wieder da und mache im Zweifel alles neu. Und das Gefühl, wenn dann endlich alles zusammenpasst, kompensiert den Ärger über die eigene Arbeitsweise fast immer. Und überhaupt: wer entscheidet denn, wann etwas zu viel Aufwand für ein bestimmtes Ergebnis ist? Wäre es wirklich mit einer besseren Kosten-Nutzen-Bilanz möglich gewesen oder ist es nur durch die „Ehrenrunden“ zu dem geworden, was es jetzt ist? Kann man überhaupt noch Ideen entwickeln und Dinge ausprobieren, wenn man dabei ständig an die eigenen Zeitressourcen denkt und unentwegt die Wirtschaftlichkeit eines Projektes hinterfragt? Glücklicherweise wird man das mit der Effizienz, zumindest im Bezug auf meinen Beruf, nie abschließend klären können – hoffe ich zumindest.

Damit dieses unentwegte „Geübe“ mich nicht mehr so frustriert, habe ich mich inzwischen mit mir selber auf einen Kompromiss geeinigt: Wenn ich beginne, negative Gefühle gegenüber meiner staubigen Kommode zu entwickeln, sollte ich beruflich mit dem Üben etwas kürzer treten und die Effizienz im Blick behalten – so gut es eben geht.

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